Antibiotika sind in der modernen Medizin unverzichtbar. Doch wie häufig werden sie in der Schweiz eingenommen? Was wissen die Schweizerinnen und Schweizer über die richtige Anwendung, Risiken und Resistenzen? Die fünfte Umfrage im Rahmen der nationalen Strategie Antibiotikaresistenzen (StAR) gibt Einblicke in die aktuelle Lage.
Die Zunahme von Antibiotikaresistenzen ist eine Herausforderung. Darum hat der Bundesrat 2015 die nationale Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) verabschiedet. Mit dem in diesem Jahr lancierten One Health-Aktionsplan StAR 2024 – 2027 werden nun bereits umgesetzte Massnahmen gestärkt, Ziele konkretisiert und Schwerpunkte für die kommenden Jahre gesetzt.
Um die effiziente und zielgerichtete Umsetzung der Massnahmen zu ermöglichen, lässt das BAG seit 2016 alle zwei Jahre die Schweizer Bevölkerung zu dem Antibiotikagebrauch und dem Wissenstand befragen. Nun liegen die Ergebnisse der jüngsten Erhebung mit 3’485 Befragten vor.
Antibiotikagebrauch
Die Antibiotikaeinnahme in der Schweiz bleibt relativ konstant: In den vergangenen zwölf Monaten nahmen 22 % der Befragten Antibiotika ein. In 58 % der Fälle ging der Verschreibung im Rahmen der Diagnose ein Labor-Test voraus. Die Hauptgründe für die Verschreibung waren Harnwegsinfekte und chirurgische Eingriffe. Aber auch Erkrankungen, bei denen Antibiotika keine Wirkung haben, gehören zu den genannten Gründen. Dazu zählen Viruserkrankungen wie die Grippe (6 %), Erkältungen (6 %) und unklare Indikationen wie Kopfschmerzen (4 %) und Fieber (4 %). Übriggebliebene Antibiotika werden in den meisten Fällen korrekterweise in einer Apotheke oder einer Arztpraxis zurückgebracht und nicht aufbewahrt, geteilt oder später verwendet.
Wissensstand zu Antibiotika und Antibiotikaresistenzen
Der Mehrheit der Schweizer Bevölkerung ist die Problematik rund um Antibiotika und Antibiotikaresistenzen bewusst. Rund 81 % wissen, dass eine unnötige Einnahme von Antibiotika deren Wirksamkeit verringern kann. Eine klare Mehrheit der Befragten weiss auch über die korrekte Verwendung von Antibiotika und den Umgang mit Restbeständen Bescheid. Es wurde aber auch deutlich, dass weiterhin Wissenslücken bestehen. Während 73 % der Befragten wissen, dass Antibiotika bei einer Grippe oder einer Erkältung nicht helfen, wussten zum Beispiel nur 55 % der Befragten, dass Antibiotika keine Viren zerstören. Zudem gingen rund 80 % der Befragten fälschlicherweise davon aus, dass Menschen gegen Antibiotika resistent werden können.
Informationsquellen und Informationsbedarf
Beim Thema Antibiotika sind die bevorzugten Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner für Informationen mit 81 % Ärztinnen und Ärzte. Dahinter folgen mit 44 % die Apothekerinnen und Apotheker und darauf offizielle Gesundheitswebsites. Die am häufigsten genannten Themenfelder, bei welchen vertiefter Informationsbedarf besteht, sind mit 28 % Alternativen zu Antibiotika und mit 22 % Antibiotikaresistenzen.
Wissensstand zum Antibiotikagebrauch bei Nutztieren
Der Antibiotikaeinsatz bei kranken Nutztieren wird grundsätzlich befürwortet. Rund 58 % der Befragten sprechen sich voll oder eher dafür aus. Auch hier zeigen sich jedoch Wissenslücken. Nur 48 % der Befragten wussten zum Beispiel, dass der Einsatz von Antibiotika als Wachstumsförderer bei Nutztieren in der Schweiz verboten ist. Und nur 27 % wissen vom stark rückläufigen Antibiotika-Einsatz in der Schweiz. Rund 26 % der Befragten überschätzen das Risiko einer Infektion mit resistenten Bakterien beim Fleischverzehr, während 40 % das Risiko nicht einschätzen können. Auch wissen nur 20 %, dass Tiere nicht resistent gegen Antibiotika werden können.
Die wichtigsten Ergebnisse wurden in einem Faktenblatt zusammengefasst. Detailliertere Resultate sind dem Studienbericht zu entnehmen.
Die Bevölkerungsbefragung wurde zwischen Juni und August 2024 durchgeführt und ist repräsentativ für die sprachassimilierte Schweizer Wohnbevölkerung ab 15 Jahren. Für die Stichprobenziehung wurde auf den Stichprobenrahmen für Personen- und Haushaltserhebungen (SRPH) des Bundesamtes für Statistik (BFS) zurückgegriffen. Mit computergestützten Telefon-Interviews und computergestützten Online-Interviews wurden insgesamt 3'485 Personen befragt.
Letzte Änderung 07.11.2024
Kontakt
Strategie Antibiotikaresistenz StARc/o Bundesamt für Gesundheit
StAR
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