Förderung einer angemessenen Antibiotikaverschreibung im ambulanten Bereich
Die Entwicklung von Resistenzen gegen antimikrobielle Mittel steht in Zusammenhang mit der Verschreibung von Antibiotika, die hauptsächlich im ambulanten Bereich erfolgt (ca. 85 %). Der Begriff Antimicrobial Stewardship (AMS) umschreibt das Management oder die Steuerung des Antibiotikaeinsatzes, also koordinierte Bemühungen zur Förderung einer sinnvollen Antibiotikaverschreibung.
AMS-Programme sind in Spitälern eine gängige Praxis, im ambulanten Bereich aber noch selten, obwohl die meisten der von der Bevölkerung verbrauchten Antibiotika von Hausärztinnen und Hausärzten gegen akute Infektionen verschrieben werden. In den letzten Jahren wurden in der Schweiz verschiedene Initiativen zu AMS im ambulanten Bereich ergriffen, insbesondere im Zusammenhang mit der 2016 lancierten nationalen Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) und dem Nationalen Forschungsprogramm 72 (NFP72). Dadurch erhielt die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren eine neue Dynamik. Die Anstrengungen im ambulanten Bereich müssen jedoch weitergeführt werden, auch im Zuge des nationalen Aktionsplans 2024–2027 der StAR. Vor diesem Hintergrund entstand das vom BAG finanziell unterstützte Projekt ASAP, das einen Rahmen für diese Entwicklungen bietet.
Mit dem Projekt ASAP sollen folgende Ziele erreicht werden:
- Förderung des Austausches und der Zusammenarbeit zwischen Forschenden, Fachgesellschaften, Patientinnen, und Patienten sowie Behörden, die in der Schweiz für einen sachgemässen Antibiotikaeinsatz im ambulanten Bereich eintreten
- Prüfung und Auswertung der verfügbaren Daten zum Antibiotikaeinsatz im ambulanten Bereich, um prioritäre Handlungsfelder zu ermitteln
- Abgabe von Empfehlungen zu AMS-Massnahmen im ambulanten Bereich an die verschiedenen Akteure
- Unterstützung bei der Umsetzung von evidenzbasierten AMS-Massnahmen im ambulanten Bereich in der Schweiz
Das Projekt ist gestartet!
Mitte April fand das erste ASAP-Treffen statt, das den verschiedenen Akteurinnen und Akteuren (Hausärzte/-innen, Kinderärzte/-innen, Infektiolog/-innen, Forschende, Verantwortliche des Schweizerischen Zentrums für Antibiotikaresistenzen Anresis und des Bundesamts für Gesundheit) die Möglichkeit bot, zusammenzukommen und die verschiedenen, für die ambulante Praxis geeigneten Instrumente zur Steuerung des Antibiotikaeinsatzes sowie deren Entwicklungspotenzial zu besprechen. Der erste Fokus lag auf akuten Atemwegsinfektionen, die fast die Hälfte der Antibiotikaverschreibungen in der Schweiz verursachen. Somit wurde beschlossen, dass dieses Thema bei der Lancierung der Plattform ASAP oberste Priorität erhält. Ein zweites Schwerpunktthema, das vom wissenschaftlichen Beratungsausschuss ausgewählt wird, folgt im Jahr 2025.
Bei diesem Treffen wurden vier Hauptinstrumente diskutiert:
(i) Merkblätter und Entscheidungshilfen für Hausärztinnen und Hausärzte: Die von einem Forschungsteam der Universität Bern erarbeiteten Unterlagen enthalten grundlegende Informationen und zeigen das Risiko-Nutzen-Verhältnis einer Antibiotikabehandlung bei verschiedenen akuten Infektionen auf.
(ii) Gedrucktes und audiovisuelles Material zur Information der Patientinnen und Patienten über den Einsatz von Antibiotika: Ein kurzer Videoclip und ein Faktenblatt, die vom BAG in Zusammenarbeit mit mehreren medizinischen und pharmazeutischen Gesellschaften erstellt wurden, zeigen auf, wie wichtig es ist, sich bei der Einnahme von Antibiotika an die vorgegebene Dauer und Menge zu halten.
(iii) Online-Guidelines der Schweizerischen Gesellschaft für Infektiologie (SGInf): Die regelmässig aktualisierten Guidelines informieren über den sachgemässen Antibiotikaeinsatz bei 23 Infektionskrankheiten.
(iv) «Audit und Feedback»: Dabei werden Daten zu Antibiotikaverschreibungen durch Klinikärztinnen und -ärzte analysiert, die dann ein Feedback dazu im Vergleich mit ihren Peers erhalten.
Die Plattform ASAP bietet viele Vorteile und ermöglicht insbesondere den Aufbau einer gemeinsamen professionellen Kultur für den richtigen Umgang mit Antibiotika sowie die vermehrte Einbeziehung der Praxisärztinnen und -ärzte in die Ausarbeitung von Empfehlungen und Informationen zum richtigen Einsatz von Antibiotika.
Die Online-Informationen zur ASAP, welche Fortschritte, Aktuelles und Projektziele zusammenfassen, werden demnächst auf der KHM-Website aufgeschaltet.
Nächste Veranstaltungen
19.–20. September 2024, Lugano, 8. SGAIM-Herbstkongress - A Platform for Antimicrobial Stewardship in Ambulatory care: the ASAP project - Freitag, 20.09.24, 15.30–16.15 Uhr
Stay tuned!