Lungenentzündungen treten in der Kälbermast besonders häufig auf und sind oft der Hauptgrund für Antibiotikabehandlungen. Hier muss das Konzept ansetzen, war sich das Forscherteam um Studienleiterin Mireille Meylan einig. Die erste Analyse widmeten sie demzufolge der Frage, weshalb Mastkälber Krankheitsbilder entwickeln, die den Einsatz von Antibiotika nötig machen. «Besonders in den ersten Lebenswochen sind viele Tiere hohen Infektionsrisiken ausgesetzt», so Mireille Meylan. «Beim Transport vom Geburtshof zum Mastbetrieb werden sie mit anderen Kälbern gemischt. Bei der Ankunft kommen sie in noch grössere Gruppen. So verbreiten sich Krankheitserreger sehr schnell». Genau hier setzt das «Freiluftkalb»-Konzept an.
Quarantäne, Impfung und frische Luft
Im neuen Mastkonzept sollen Mäster neue Kälber nur von Höfen zukaufen, die in ihrer Nähe liegen. So sind die Transportwege kurz und es müssen keine Tiere aus verschiedenen Betrieben gemischt werden. Die ersten Wochen nach der Ankunft bleiben die Tiere in Einzeliglus im Freien und werden gegen Lungenentzündungen geimpft. Erst nach dieser Quarantäne kommen sie in kleine Gruppen von maximal zehn Kälbern zusammen. In diesen verbringen sie die restliche Zeit ihrer durchschnittlich viermonatigen Mastdauer. Dabei bleiben sie stets im Aussenbereich, wo sie über ein Gruppeniglu sowie einen mehrheitlich überdachten, reichlich eingestreuten Auslauf verfügen.