Multiresistente Erreger unter Kontrolle halten

In den letzten zwei Jahren hat SARS-CoV-2 die Gesundheitseinrichtungen geprägt. Andere Herausforderungen wie die Prävention und Kontrolle von multiresistenten Erregern (MRE) und die Überwachung neu auftretender Erreger wie Candida auris rückten in den Hintergrund. Kürzlich hat Swissnoso zu diesen Themen neue Richtlinien zuhanden der Spitäler publiziert.  

Im Rahmen der Strategie Antibiotikaresistenzen Schweiz (StAR) hat Swissnoso, mit Unterstützung des Bundesamts für Gesundheit (BAG), harmonisierte nationale Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von MRE erarbeitet. Dazu wurden kürzlich zwei Richtlinien publiziert.

Erreger frühzeitig erkennen
Die erste Richtlinie (Prävention und Kontrolle von MRE im Nicht-Ausbruch-Setting) legt besonderen Wert auf die frühzeitige Erkennung und Einleitung von Massnahmen – eine Strategie, die sich als wirksam erwiesen hat, um die Übertragung von multiresistenten Erregern zu verhindern und Ausbrüche zu vermeiden. Zum einen werden allgemeine Grundsätze zur Infektionsprävention- und kontrolle von multiresistenten Erregern vorgestellt, zum anderen spezifische Empfehlungen für verschiedene MRE. Die Richtlinien definieren, welche Patientengruppen auf MRE gescreent werden sollten, beispielsweise nach einem Aufenthalt im Ausland oder nach vorangegangener Hospitalisierung. Ein nicht unbedeutender Teil der MRE-Infektionen wird importiert, daher ist das Screening neben dem sachgemässen Einsatz von Antibiotika eine Kernmassnahme der StAR. Falls ein multiresistenter Erreger diagnostiziert wird, ist es entscheidend, betroffene Patientinnen und Patienten rasch zu isolieren, um einen Ausbruch zu verhindern. Entsprechend enthält die Richtlinie auch Empfehlungen zur korrekten Isolation.

Was tun bei einem Ausbruch?
Die zweite Richtlinie (Management von Ausbrüchen mit MRE) stellt in knapper Form die Kontrollmassnahmen für den Fall eines Ausbruchs dar. Sie soll den Akutspitälern bei der Bewältigung von MRE-bedingten Ausbrüchen helfen, die in den letzten Jahrzehnten schweizweit mehrmals vorkamen. Bei einem durch MRE verursachten Ausbruch lässt sich der zuerst infizierte Patient oft nur schwer ausfindig machen, da sich der Erreger vor seiner ersten Entdeckung meist bereits unbemerkt ausgebreitet hat. Um die Ausbreitung einzudämmen und die Kolonisierung und/oder Infektion anderer Patienten zu verhindern, ist die Früherkennung von Fällen und eine schnelle Reaktion daher entscheidend. Dementsprechend werden in der Richtlinie konkrete Schritte beschrieben, was bei einem Ausbruch zu tun ist: Vom Bilden eines Teams, das mit dem Ausbruchsmanagement beauftragt ist, über die nötigen Kommunikations- und Informationsschritte, die Meldepflicht, die Isolierung der betroffenen Personen, die Nachverfolgung von Kontaktpersonen bis hin zur adäquaten Reinigung und Desinfektion der Patientenumgebung.

Grundlage für eigene Richtlinien der Spitäler
Diese nationalen Richtlinien sollen Schweizer Akutspitälern als Grundlage dienen, um eigene, der lokalen Situation angepasste Richtlinien zu erstellen. Die Erarbeitung solcher spitaleigenen Richtlinien ist Teil der Strukturellen Mindestanforderungen für die Prävention und Bekämpfung von healthcare-assoziierten Infektionen (HAI) in Schweizer Akutspitälern. Für die Spitäler besteht durch eine spezielle Fallpauschale auch ein finanzieller Anreiz solche Richtlinien zu erarbeiten und diese konsequent umzusetzen.

Candida auris – ein tückischer Hefepilz
Eine neue Problematik stellt der vor einigen Jahren entdeckte Hefepilz Candida auris dar. Weltweit wurde über mehrere Ausbrüche in Spitälern berichtet, hauptsächlich auf Intensivstationen. Im Februar 2022 veröffentlichte das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) einen Bericht über 277 gemeldete Fälle in acht verschiedenen Spitälern in Norditalien. In der Schweiz wurde der erste Fall 2018 beschrieben. Dokumentiert sind bislang nur einige sporadische Fälle bei Patienten, die aus dem Ausland zurückgeführt wurden. Weil Candida auris auf Oberflächen besonders gut überlebt, macht ihn dies zu einem hochgradig übertragbaren Krankheitserreger in Gesundheitseinrichtungen. Daher sind Wachsamkeit und strenge Massnahmen zur Infektionsprävention und -kontrolle von entscheidender Bedeutung. Candida auris ist aber nicht nur leicht übertragbar, sondern oft auch resistent gegenüber Antimykotika. Schliesslich ist es von entscheidender Bedeutung, validierte Diagnosemethoden zu verwenden, da Candida auris sonst falsch identifiziert werden kann, wie bereits berichtet wurde. Swissnoso hat vor kurzem nationale Empfehlungen zur Prävention und Kontrolle von Candida auris-Infektionen veröffentlicht.

Letzte Änderung 11.09.2023

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Multiresistente Erreger sind eine Bedrohung für Patientinnen und Patienten in Spitälern. Präventions- und Hygienemassnahmen helfen, ihre Verbreitung zu verhindern.

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