Die Schweiz und Antibiotika - Bevölkerungsumfrage 2020

Rund ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung hat in den vergangenen zwölf Monaten Antibiotika eingenommen. Doch was weiss die Öffentlichkeit über dieses Medikament? Über Resistenzbildung? Werden Antibiotika richtig angewendet? Eine repräsentative Umfrage zeigt, wo es Wissenslücken zu schliessen gilt. 

Für die Umsetzung der nationalen Strategie gegen Antibiotikaresistenzen StAR ist es wichtig zu wissen, wie die Bevölkerung mit Antibiotika umgeht, was sie darüber weiss und ob sich ihre Einstellung dazu im Laufe der Zeit verändert. Aus diesem Grund führte DemoSCOPE im Auftrag des Bundesamtes für Gesundheit (BAG) auch dieses Jahr eine repräsentative Telefonumfrage bei der Schweizer Bevölkerung durch. Wie bereits 2016 und 2018 wurden rund 1000 Personen zu Wissen, Einstellung und Umgang mit Antibiotika befragt.

So werden Antibiotika genutzt
In den vergangenen zwölf Monaten hat rund ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung Antibiotika in Form von Tabletten, Pulver oder Sirup eingenommen. Dieser Anteil ist über die Jahre ähnlich geblieben. Im Zeitvergleich mit früheren Befragungen ist der Antibiotikaverbrauch im Tessin jedoch gesunken: von 33 % im Jahr 2016 auf 17 % im Jahr 2020. Ob dieses Ergebnis aufgrund der kleinen Stichprobengrösse erfolgt ist, oder ob im Tessin tatsächlich weniger Antibiotika konsumiert wurden, lässt sich nicht abschliessend beurteilen.
Die Behandlung erhalten haben die Befragten entweder direkt von ihrer Ärztin, ihrem Arzt oder auf ärztliche Verschreibung in einer Apotheke. Andere Bezugskanäle sind sehr selten.
Neu wurden die Personen gefragt, ob zur Identifikation des Krankheitserregers ein Labortest, zum Beispiel ein Blut- oder Urintest, durchgeführt wurde. In 59% der Fälle ist eine entsprechende Abklärung erfolgt, in 39 % war dies nicht der Fall.
Die Einnahme von Antibiotika erfolgte primär präventiv bei chirurgischen Eingriffen (17 %) und bei diversen Entzündungen und Infekten (14 %). Auch Harnwegsinfekte (13 %) waren ein häufiger Grund. Daneben werden Antibiotika auch bei Grippe oder Fieber geschluckt (8 %), obwohl sie bei diesen Erkrankungen keine Wirkung haben.

Das weiss die Schweizer Bevölkerung über Antibiotika
Bei der Umfrage galt es folgende vier Aussagen als richtig oder falsch zu bewerten:
• Antibiotika zerstören Viren (NEIN; Anteil richtiger Antworten: 62 %).
• Antibiotika sind ein effektives Mittel gegen Grippe und Erkältung (NEIN; Anteil richtiger Antworten 78 %).
• Die unnötige Einnahme von Antibiotika verringert deren Wirksamkeit (JA; Anteil richtiger Antworten: 86 %).
• Mit der Einnahme von Antibiotika gehen häufig Nebenwirkungen einher, z. B. Diarrhö/Durchfall (JA; Anteil richtiger Antworten 67 %).

Fast die Hälfte aller Befragten hat alle vier Aussagen zu Antibiotika richtig beantwortet, rund ein Drittel drei von vier. Der Irrglaube, dass Antibiotika Viren zerstören, ist in der Schweizer Bevölkerung immer noch verbreitet. Allgemein bekannt hingegen ist, dass die unnötige Einnahme von Antibiotika deren Wirksamkeit verringert.

Informationen zu Antibiotikagebrauch
Der Anteil der Personen, welcher in den zwölf Monaten vor der Umfrage Informationen zur unnötigen Einnahme von Antibiotika gehört oder gelesen hat, ist auf 40 % gesunken. 2018 konnte sich rund die Hälfte der Befragten an entsprechende Informationen erinnern. Die Wahrnehmung erfolgte auf unterschiedlichen Kanälen. Die wichtigsten Informationsquellen sind Zeitungen/Fachzeitschriften (42 %), Fernsehnachrichten (20 %) und Beiträge im Internet und in Online-Netzwerken (19 %). Weitere wichtige Quellen sind Gespräche im privaten Rahmen (18 %) und mit der Ärztin/dem Arzt (15 %).

Gewünschte Informationen und Informationsquellen
Personen, die Interesse an vertiefenden Informationen zum Thema Antibiotika und Antibiotikaresistenzen haben, wünschen sich diese von medizinischen Fachkräften oder weiteren Anlaufstellen im Gesundheitswesen. Fernsehen, Radio, Internet oder Zeitungen spielen diesbezüglich eine klar untergeordnete Rolle.

Antibiotikaresistenzen - lokal oder global handeln?
Die Hälfte der Befragten ist der Meinung, dass gegen Antibiotikaresistenzen auf allen Ebenen gekämpft werden muss: individuell, regional, national, europäisch und weltweit. Dies war bereits bei den vorangegangenen Messungen der Fall.

Sollen Antibiotika bei Nutztieren eingesetzt werden?
Wie bis anhin wissen nur vier von zehn Personen, dass Antibiotika als Wachstumsförderer in der Schweiz wie auch in der Europäischen Union verboten sind.
Rund sechs von zehn Personen finden, dass kranke Nutztiere mit Antibiotika behandelt werden sollen, sofern dies die geeignetste Behandlungsmethode darstellt.
Was, wenn die Tiere ohne Antibiotika krank bleiben, leiden oder getötet werden müssten? Gegenwärtig befürworten 44 % auch in diesem Fall den Verzicht auf Antibiotika. Hingegen können 12 % diese Frage – vielleicht aus ethischen Überlegungen – nicht spontan beantworten.

Letzte Änderung 11.09.2023

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