Für die Umsetzung der nationalen Strategie gegen Antibiotikaresistenzen (StAR) ist es wichtig zu wissen, wie die Bevölkerung mit Antibiotika umgeht, was sie darüber weiss und ob sich ihre Einstellung dazu im Laufe der Zeit verändert. Aus diesem Grund führte DemoSCOPE im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit BAG auch letztes Jahr eine telefonische Repräsentativbefragung der Schweizer Bevölkerung durch. Wie bereits 2016, 2018 und 2020 wurden 1000 Schweizerinnen und Schweizer zu Wissen, Einstellung und Umgang mit Antibiotika befragt. Wir haben die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst.
So setzen Herr und Frau Schweizer Antibiotika ein
Im Jahr 2022 hat knapp ein Fünftel der Schweizer Bevölkerung Antibiotika eingenommen. Im Zeitvergleich mit früheren Befragungen ist der Antibiotikaverbrauch zurückgegangen: von 22% im Jahr 2020 auf 19% im Jahr 2022. Rückläufig war der Verbrauch vor allem in der Deutschschweiz (minus 3%) und in der Westschweiz (minus 7%).
Erhalten haben die Befragten das Medikament entweder direkt von ihrer Ärztin, ihrem Arzt oder auf ärztliche Verschreibung in einer Apotheke.
Eingenommen wurden Antibiotika hauptsächlich bei chirurgischen Eingriffen (17%) und bei diversen Entzündungen und Infekten (16%) sowie Harnwegsinfekten/Blasenentzündungen (13%).
Leicht zurückgegangen ist der Anteil jener, bei denen vor der Einnahme von Antibiotika die Krankheitsursache mittels Labortest ermittelt wurde. 2020 waren es noch 59%, 2022 nur noch 54%.
Das weiss die Bevölkerung in der Schweiz über Antibiotika
Bei der Umfrage galt es folgende vier Aussagen als richtig oder falsch zu bewerten:
- Antibiotika zerstören Viren (FALSCH; Anteil richtiger Antworten: 62%)
- Antibiotika sind ein effektives Mittel gegen Grippe und Erkältung (FALSCH; Anteil richtiger Antworten 87%). Im Zeitvergleich zu 2020 haben deutlich mehr Personen diese Aussage richtig beurteilt (+9%).
- Die unnötige Einnahme von Antibiotika verringert deren Wirksamkeit (RICHTIG; Anteil richtiger Antworten: 86%)
- Mit der Einnahme von Antibiotika gehen häufig Nebenwirkungen einher, z. B. Diarrhöe/Durchfall (RICHTIG; Anteil richtiger Antworten 68%)
Fast die Hälfte aller Befragten (47%) hat alle vier Aussagen zu Antibiotika richtig bewertet, rund ein Drittel (34%) drei von vier. Durchschnittlich wurden 3.24 Aussagen korrekt beantwortet, was dem höchsten Wert im Zeitverlauf entspricht.
Allgemein bekannt ist, dass die unnötige Einnahme von Antibiotika deren Wirksamkeit verringert und Antibiotika kein effektives Mittel gegen Grippe und Erkältung ist. Dennoch gibt mehr als ein Drittel der Schweizer Bevölkerung (38%) fälschlicherweise an, dass Antibiotika Viren zerstören.
Wissenslücken bei der korrekten Anwendung von Antibiotika
Lediglich 44% der Befragten haben sich 2022 bei der Einnahme von Antibiotika an die Anweisungen der Ärztin/ des Arztes oder der Apothekerin/ des Apothekers gehalten. Das sind etwas mehr als 2020 (38%), aber deutlich weniger als 2016, wo 61% der Befragten angaben, die Antibiotikakur erst nach der verordneten Dauer beendet zu haben. Dementsprechend ist die Zahl derjenigen Personen leicht gesunken, die 4 bis 14 Tage nach Beginn der Einnahme die Behandlung abbrechen, wenn die Packung aufgebraucht ist oder wenn sich die Person besser fühlt. Generell wichtig ist, dass Antibiotika gemäss den Anweisungen des Fachpersonals eingenommen werden.