Neue Web-Applikationen von ANRESIS
Antibiotikaresistente Mikroorganismen kennen keine Landesgrenzen oder Unterschiede zwischen Mensch und Tier. Der Ansatz zur Bekämpfung von Resistenzen muss deshalb international (one world) und interdisziplinär (one health) sein. Die Human- und Veterinärmedizin sowie die Landwirtschaft und Umwelt müssen berücksichtigt werden.
Die Überwachung von Antibiotikaresistenzen und -verbrauch ist eine zentrale Massnahme der Strategie Antibiotikaresistenzen StAR. Im Humanbereich ist das Schweizerische Zentrum für Antibiotikaresistenzen ANRESIS für dieses Monitoring zuständig. Es ist ein wichtiges Ziel von ANRESIS, Daten nicht nur zu sammeln, sondern auch zu analysieren und so aufzubereiten, dass sie der Ärzteschaft, Spitälern, Forschenden, politischen Entscheidungsträgern und der Bevölkerung zur Verfügung gestellt werden können.
ANRESIS-Website
Die Webseite anresis.ch gibt einen allgemeinen Überblick und stellt laufend aktualisierte Daten zu Antibiotikaresistenz und -konsum in interaktiven Grafiken und Tabellen dar. Nebst humanmedizinischen Daten werden zunehmend auch Daten der Veterinärmedizin eingebunden, und es wird aktuell geprüft, wie in Zukunft auch Umwelt-Daten integriert werden können.
ANRESIS-guide zur Unterstützung im ärztlichen Alltag
Die neu entwickelte Applikation ANRESIS-guide (guide.anresis.ch, s. Abbildung 1) löst die bisherige INFECT-App ab. ANRESIS-guide unterstützt klinisch tätige Ärztinnen und Ärzte bei der Wahl der optimalen antibiotischen Therapie. Für jede implementierte Erreger-Antibiotikakombination können die aktuellen Resistenzdaten in der Schweiz und auch lokal angezeigt werden. Nebst den aktuellen Resistenzraten für Bakterien beim Menschen enthält die Applikation wichtige Erweiterungen: Integriert sind auch veterinärmedizinische Daten, Resistenzen bei krankheitserregenden Pilzen, Informationen zu natürlichen Resistenzen und ein erweitertes Keimspektrum mit multiresistenten Mikroorganismen. Zusätzliche Filteroptionen erleichtern das Auffinden von Daten. So können beispielsweise Informationen zu regionalen Resistenzraten abgerufen werden. Ein zentrales Feature ist die Integration der nationalen Antibiotikarichtlinien der Schweizerischen Gesellschaft für Infektiologie. Neu kann weiter eine eigene Vorselektion erstellt und lokal gespeichert werden. Die Darstellung ist zudem für kleine Bildschirme optimiert.
ANRESIS-Dashboard für Spitäler
Um die Überwachung und Optimierung des Antibiotikaverbrauchs in Spitälern im Rahmen von Antibiotic-Stewardship-Programmen zu unterstützen, bereitet ANRESIS die wichtigsten Daten in interaktiven Dashboards auf. Ein Dashboard ist eine grafische Benutzeroberfläche zur Visualisierung von Daten. Dieses benutzerfreundliche Tool gibt einen Überblick zu den wichtigsten Indikatoren zum Antibiotikaverbrauch eines Spitals oder einer Abteilung. Es ermöglicht Einblicke in verschiedene Aspekte, wie z.B. den Anteil der Breitspektrum-Antibiotika, den Verbrauch pro Verabreichungsweg und den Verbrauch nach AWARE-Kriterien (Access, Watch, Reserve). Weiter sind Vergleiche mit anderen Schweizer Spitälern möglich. Das Dashboard ist interaktiv: Die Daten können je nach Bedarf auf der Ebene der Antibiotikagruppen oder einzelner Substanzen monatlich oder jährlich eingesehen werden. Das Dashboard unterstützt somit das Fachpersonal in der Analyse von Trends und Definition von Massnahmen zur Optimierung des Antibiotikaeinsatzes im praktischen Alltag (s. Abbildung 2). Bisher sind Daten von ca. 70 Spitälern enthalten, weitere interessierte Spitäler können sich an anresis.ifik@unibe.ch wenden, um einen Zugriff auf das Dashboard zu erhalten.
Ausblick
Mit der interaktiven Webseite, der ANRESIS-guide Applikation und dem Antibiotic-Stewardship-Dashboard stellt ANRESIS der Ärzteschaft, den Behörden und zahlreichen weiteren Akteuren wertvolle Instrumente zur Verfügung, die einen verantwortungsvollen Umgang mit Antibiotika fördern und damit langfristig die Bedrohung durch antibiotikaresistente Bakterien in der Schweiz reduzieren können. Weitere Ausbauschritte wie z. B. die Entwicklung eines Dashboards zur Überwachung multiresistenter Mikroorganismen oder die Integration patientenspezifischer Antibiotikakonsumdaten sind geplant und werden kontinuierlich umgesetzt.
Zusammenfassung eines Beitrags von Andreas Kronenberg, Michael Gasser, Catherine Plüss-Suard, Olivier Friedli, Schweizerisches Zentrum für Antibiotikaresistenzen, Institut für Infektionskrankheiten, Universität Bern, Bern
