Ein Grossteil der Schweizer Bevölkerung ist gut über die Wirkung von Antibiotika informiert und vertraut auf die Ärzteschaft, wenn es um die sinnvolle Anwendung von Antibiotika geht. Die Mehrheit weiss auch, dass die unnötige Einnahme von Antibiotika deren Wirksamkeit verringert. Dies zeigt eine Umfrage, welche 2016 in der Schweizer Bevölkerung zum Thema Antibiotikaresistenzen durchgeführt wurde.
Wissenslücken und Missverständnisse beheben
Die Resultate zeugen von generell hohem Bewusstsein und verantwortungsvollem Umgang mit Antibiotika. Diesen Wissenstand gilt es auch in Zukunft zu bewahren. Gleichzeitig hat die Umfrage auch Wissenslücken und Unklarheiten offenbart. So sind beispielsweise gerade bei der jüngeren Generation gewisse Missverständnisse bezüglich Antibiotika vorhanden, etwa punkto Anwendung von Antibiotika bei Grippe und Erkältungen. Nicht nur bei dieser Bevölkerungsgruppe wird es in Zukunft wichtig sein, gezielt Informationen zur Verfügung zu stellen. Guter Kenntnisstand und leichter Zugang zu vertrauenswürdigen Fachinformationen sind Grundlage dafür, dass Patientinnen und Patienten, Ärztinnen und Ärzte, Apothekerinnen und Apotheker sowie weitere betroffene Personengruppen – auch aus dem Tier- und Landwirtschaftsbereich – ihre Verantwortung wahrnehmen und zum Erhalt von wirksamen Antibiotika beitragen. Denn Antibiotikaresistenzen betreffen nicht nur die Menschen, sondern auch die Tiere und die Umwelt. Daher ist ein ganzheitlicher Ansatz nach dem One-Health-Prinzip – wie StAR ihn vorsieht – unerlässlich.
Die zukünftige Entwicklung im Hinblick auf den Umgang mit Antibiotika beobachten
Die Umfrageergebnisse sind eine Momentaufnahme und basieren auf Aussagen der befragten Personen zu ihrem persönlichen Antibiotikakonsum und zum Wissen über die Wirkung von Antibiotika. Die Bevölkerungsumfrage wurde im Auftrag des Bundesamts für Gesundheit durch Demoscope vom 24. August bis 6. September 2016 durchgeführt. Anhand dieser ersten Erhebungsdaten (Nullmessung) können zukünftige Entwicklungen in der Schweizer Bevölkerung erfasst werden. Um auch eine Vergleichbarkeit mit Ländern aus dem europäischen Raum sicherzustellen, orientiert sich diese Umfrage stark an der Eurobarometer-Umfrage zu Antibiotikaresistenzen in der EU (Special Eurobarometer 445, 2016). Im Vergleich mit den Umfrageergebnissen aus der EU weist die Schweiz ähnlich wie Holland, Deutschland, Dänemark und Schweden eine der besten Werte bezüglich tiefem Antibiotikakonsum und hohem Wissensstand aus.
Sachgemässe Anwendung von Antibiotika durch Ärzteschaft und Patientinnen und Patienten ist zentral
Am 18. November 2015 hat der Bundesrat die nationale Strategie gegen Antibiotikaresistenzen (StAR) verabschiedet, mit dem Ziel, die Wirksamkeit von Antibiotika für Mensch und Tier langfristig sicherzustellen. Insbesondere der übermässige und teilweise unsachgemässe Einsatz von Antibiotika führt dazu, dass immer mehr Bakterien gegen Antibiotika resistent geworden sind. Die Zunahme von Resistenzen gegenüber wichtigen Antibiotikagruppen und die zunehmende Verbreitung von Bakterien mit Resistenzen, die sich gegen mehrere Antibiotikagruppen richten (multiresistente Bakterien), sind besorgniserregend, und stellen ein grosses Risiko für die öffentliche Gesundheit dar.
Der Bezug von Antibiotika ist in der Schweiz über die ärztliche Rezeptpflicht geregelt und weist einen im europäischen Vergleich tiefen Wert auf. Trotzdem ist es wichtig, dass die Bevölkerung sich der Wichtigkeit und Bedeutung einer sachgemässen Anwendung von Antibiotika bewusst ist und über einen entsprechend guten Wissensstand verfügt. Mit der korrekten Einnahme von Antibiotika tragen Patientinnen und Patienten wesentlich zum Erhalt der Wirkung dieser wichtigen Medikamente bei.